Erlebnisse aus dem Online-Handel
EBay führt im zweiten Quartal 07 ein neues Bewertungssystem für die Käufer ein. Käufer können nun neben Positiv/Neutral/Negativ auch noch 4 weitere Punkte individuell – versteckt – bewerten. Diese Bewertungen werden nur sichtbar, nachdem der Verkäufer (VK) seine Bewertung abgegeben hat. Sowas kann sich auch nur jemand ausdenken, der völlig weltfremd agiert und noch keine Erfahrungen als Verkäufer auf eBay gesammelt hat.
Hier nun die Punkte die Käufer zukünftig versteckt bewerten dürfen:
1. Wie präzise war die Artikelbeschreibung?
Subjektiv, aber nicht weiter tragisch und ohne wirklichen Belang.
2. Wie zufrieden waren sie mit der Kommunikation?
Ca. 30% der Käufer erhalten aufgrund fehlerhaft konfigurierter Spamfilter keine oder nur wenig eMails und merken es nicht. 5% der Käufer merken nicht, das die bei eBay hinterlegte eMail Anschrift nicht mehr existiert bzw. die Box voll ist.
Ein unbekannter Anteil hat noch nie in die “Mein eBay->Meine Nachrichten” Box gesehen.
Ca. 20% der Käufer artikulieren sich Grunzlaut ähnlich, da kommen dann Mails wie ‘Wann Wahre?’
Dann gibt es zu ca. 5% die hektische Käufervariante: Um 2.00 Uhr morgens gekauft, hat man am nächsten Morgen 6-8 eBay Nachrichten mit Mitteilungen im Postfach, wo sich bitterlich beschwert wird, das man noch nicht geantwortet hat.
Solche Personen sollen in Zukunft bewerten, wie die Kommunikation abläuft?
3. Wie schnell wurde versandt?
Auch ein großartiger Punkt: Auch in Zeiten von schnellem Online-Banking kann es unter Umständen bis zu 3 Werktage dauern, ehe eine Zahlung gebucht wurde. Dazu kommt, das erfahrungsgemäß 20% der Käufer nicht wissen, das Banken (auch mit Online-Banking) am Wochenende geschlossen haben und in dieser Zeit banktechnisch nichts passiert.
Nur die wenigsten Käufer wissen, das
– ein Brief 1-2 Tage dauert
– eine Warensendung 1-5 Tage dauert
– ein GLS/DHL Paket 1-2 (wenn abgegeben in einem Paketshop auch mal 5) Tage dauert
– Hermes am billigsten, aber auch am langsamsten ist – in der Regel 3 Tage (mit Paketshop je nach Abholzeiten auch mal 7 Tage)
Nun dürfen also die “Ich habe überwiesen, kannst losschicken” Kandidaten bewerten, das ja alles ganz schrecklich langsam war. Oder die beliebten Weihnachskäufer, denen am abend des 22.12 einfällt, das ja in zwei Tagen Weihnachten ist, aber für den Expreßversand keine 5 Euro übrig haben.
4. Wie angemessen waren die Gebühren für Verpackung und Versand?
Nicht die Gebühren sollten hier bewertet werden, sondern die Art der Verpackung selbst. Nicht umsonst sind gibt es hier auf diesem Blog soviele Meldungen über die ganzen Verpackungskünstler. Aber zurück zum Thema: Solange die Versandkosten deutlich in der Artikelbeschreibung angegeben wurden, kann und darf sich niemand beschweren.
Nun kommt also die Stunde der ‘Wenn Du die Spielebox dreifach faltest und hochkant in eine Box legst, darauf achtest das es stabil ist und nicht verschließt, dann kannst Du es für 1,60 Euro versenden anstatt für 2,20 Euro und ich spare 60 Cent” Kandidaten zum Zuge. Super.
Dann gibt es da noch die Versandkostendiskutierer: Ein Einschreiben Großbrief kostet 4,25 Euro. Punkt. Klar gibt es auch noch billigere Bücher- und Blindensendungen, aber diese stehen bei uns zum Beispiel nicht zur Auswahl. Was nun aber passiert, wenn man sich nicht auf diese Forderungen einläßt dürfte jedem klar sein.
Etwas zynisch das alles und sicher auch aus einer etwas genervten Grundhaltung geschrieben, der überwiegende Teil der vernünftigen Käufer wird damit umgehen können. Nur nimmt dieser vernünftige Teil langsam aber stetig ab. Aber im Endeffekt lohnt sich aufregen nicht: Solange es noch Käufer gibt die bei 75% Profilen haushoch mitbieten, ist die ganze Bewertungsarie eh für die Katz.
3 Responses for "Das neue Bewertungssystem"
… ohne die Bewertungen einzeln aufzuklappen sehen, was jemand verkauft hat. Transparenz schön und gut aber so langsam reichts doch oder ?
Wo ist eigentlich die Transparenz als Käufer das man sieht wer der Verkäufer ist. Ich habe kürzlich einiges auf ebay gekauft und nirgends habe ich die Anschrift des Verkäufers gefunden. Ist das jetzt versteckt hinter 200 Klicks irgendwo auf der immer noch sehr chaotischen Webseite von ebay.
Ich weiss auch nicht was die ganze Transparenz mit dem Profil soll. Für mich ist das nichts als anderes als “Big Brother is watching you!”. Es muss doch nicht jeder sehen, was ich wann zu welchem Preis an wen verkauft habe. Mit der richtigen Spy-Software kann sich jeder Hinz und Kunz ein Profil erstellen. Wenn ich einen Laden oder Online-Shop habe oder auf dem Flohmarkt verkaufe sieht auch kein Mensch solche Daten von mir.
Das die Anschrift des Verkäufers nicht mehr dem Käufer – wie früher üblich – mitgeteilt wird, ist eine von eBay weiteren obstrusen Sicherheitsmaßnahmen. Zusammen mit den anonymisierten Bieterlisten eine weitere Änderung, die dem Betrug Tür und Tor öffnet.
Beispiel: Früher war es einfach, abweichende Kontodaten zu hinterlegter Anschrift festzustellen, jetzt nicht mehr. Wer – ohne die nötige Software – macht sich die Mühe mehrere Masken durchzuklickern?
IMHO läuft es darauf hinaus, das die Entscheidung ob das ein sicherer Deal ist oder nicht, von eBay getroffen wird und nicht vom Käufer. Wenn das so weiter geht, ist der Käufer nämlich dazu nicht mehr in der Lage. Überspitzt, aber warten wir mal ab was da noc kommt.
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